Restauration eines alten Werkes -
Die Zaponierung mittels Zaponlack

Durch einen glücklichen Zustand bin ich vor ca. einem Jahr an ein Strasser und Rohde Werk gekommen, leider in einem miserablen Zustand. Auf dem Uhrwerk und dem Pendel befand sich nur noch ein Rest des einst wundervollen Zaponlackes.
Ich machte mich sofort an die Arbeit um das wundervolle Uhrwerk wieder zum laufen zu bringen. Nach zwei Wochen hatte ich das Werk mechanisch wieder auf Hochglanz gebracht. Die Gangwerte waren nach getaner Arbeit absolut fantastisch. Ich habe es geschafft, eine Gangabweichung von einer Sekunde in acht Tagen zu erreichen.
Aber richtig zufrieden war ich nicht! Da fehlte noch diese wundervolle Zaponierung. Also ran ans Telefon um die mir bekannten Leute zu Befragen, ob sie jemanden kennen der auch mit diesem Problem zu tun hatte. Unzählige Anrufe brachten aber leider nur diese Ergebnisse: "so etwas kann niemand mehr machen" oder "da musst du das Werk eben vergolden oder brünieren, oder mach einfach Klarlack statt Zaponlack darüber, sieht doch keiner".

Solche Antworten von Menschen die perfekte Strasser und Rohde Uhren besitzen haben mich nicht so recht überzeugt oder sie wollten mir nicht helfen. So machte ich mich daran einige dunkle Gewürze zu besorgen und setzte eine Mischung in Spiritus an. Als die Spiritus Lösung so richtig dunkel war habe ich den Schellack zugegeben, nach unendlich vielen Probe Lackierungen und weiteren Gewürzneumischungen waren bereits sechs Monate vergangen und ich habe 1300g Schellack verbraucht bevor ich mit der Farbe voll auf zufrieden gewesen bin. Ich dachte ich habe jetzt das schlimmste geschafft aber es kam noch schlimmer, denn mir wollte die Oberfläche nicht gelingen. Das Problem liegt darin, dass der Zaponlack sehr dünn ist und man muss drei bis vier, besser fünf Zaponschichten auf die Teile auftragen, die erste Schicht ist kein Problem, aber sowie man mit der nächsten Zaponierschicht beginnt und sie nicht mit dem ersten Pinselstrich hinbekommt hat man verloren! Denn die zweite Schicht löst sofort die erste Schicht an, auch wenn sich nur eine kleine Blase gebildet hat und sie mit dem Pinsel weg tupfen möchte, ist der Zaponlack sofort komplett ruiniert.

fertig zaponierte Werk- und Ankerteile

Wochen von Arbeit umsonst! Man muss die Zaponlackschichten irgendwie trennen.
Nach einigen weiteren Versuchen mit möglichen Zaponlacken und mit meinem Latein am Ende, kam mir irgendwie Bienenwachs in die Hände, ich nahm etwas Polierwatte tauchte sie in kochendes Wasser und rieb mit der heissen Watte am Wachs und brachte so eine sehr dünne Schicht Wachs auf die erste Zaponlackschicht auf. Das war die Lösung, jetzt habe ich alle Zaponlack-schichten sehr gut auftragen können, ohne eine andere zaponierte Schicht dadurch zu beschädigen.
Das Werk war volledet und zaponiert!